Deutschland als Zufluchtsland – Flüchtlingsströme seit dem 2. Weltkrieg

Die Flüchtlingskrise der letzten Monate hat viele von uns in Deutschland überfordert. So viele Menschen aus Ländern, die wir nicht kennen, die eine Sprache sprechen, die wir nicht verstehen. Diese Überforderung hat sich leider bei vielen in Ablehnung gegenüber Flüchtlingen entwickelt. Sehr viele Deutsche vergessen dabei aber, dass unsere Vorfahren selbst geflohen sind. Gleichzeitig ist die Migrationsbewegung Richtung Deutschland nicht völlig neu. In der jüngeren Geschichte unseres Landes seit dem 2. Weltkrieg hat es einige solcher Flüchtlingsströme gegeben.

Die Zuwanderungsbewegung nach Deutschland wird seit 1953 erfasst. Bis zum Beginn der aktuellen Welle kamen seitdem rund 3,3 Millionen Menschen nach Deutschland. In den ersten zehn Jahren (bis 1963) war der Flüchtlingsstrom in der Bundesrepublik mit rund 2000 bis 3000 Asylbewerbern pro Jahr annähernd konstant.

Ab 1964 stieg die Flüchtlingszahl in Deutschland stetig an: 1980 stieg sie auf 107.818 Flüchtlinge und erreichte 1992 mit 438.191 Menschen den bislang höchsten Stand. Danach nahm der Flüchtlingsstrom wieder stetig ab. Im Jahr 2000 kamen noch 117.648 Menschen und 2007 wurde mit einer Zahl von 30.303 Asylbewerbern der niedrigste Stand erreicht.
Bis 2010 nahm die Anzahl der Flüchtlinge mit 48.589 dann wieder stetig zu. Die Herkunftsländer der Flüchtlinge nach Deutschland waren im Zeitraum 1986 bis 1994 vor allem die Türkei sowie die ehemaligen Ostblockländer: Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Nachfolgestaaten von Jugoslawien. Mit dem Beitritt der Länder zur EU kam der Flüchtlingsstrom aus diesen Ländern zum Erliegen.

Insgesamt lassen sich die Jahrzehnte der Flüchtlingswellen in unterschiedliche Perioden einteilen: Nach dem zweiten Weltkrieg kamen von 1945 bis 1950 die Heimatvertriebenen nach Deutschland. Von 1955 bis 1973 war die große Zeit der Gastarbeiter, die mit ihren Familien kamen und vielfach auch bis heute geblieben sind.
Von etwa 1975 bis 1985 stammten die meisten ankommenden Flüchtlinge aus Vietnam. Da viele aus ihrer Heimat den gefährlichen Weg mit einem Schiff auf sich nahmen, wurden diese Flüchtlinge auch „Boat People“ genannt. Nach Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall der Sowjetunion kamen im Zeitraum von 1990 bis 1995 viele Menschen aus dem ehemaligen Ostblock und dem Balkan.

Das Jahr 2015 fügt sich nun neu in diese Reihe der Flüchtlingsperioden ein. Auch wenn aktuell aufgrund der Grenzschließungen in Europa nicht mehr so viele Menschen nach Deutschland kommen, kann noch nicht genau gesagt werden, wie lange die Zuwanderungswelle diesmal anhalten wird.

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